1 Schropphobel
(auch: Schrupp-, Schrubb-, Schrubbel-, Schürf-, Scharf-, Schärf- oder Schrothobel)
Verwendung
Der Schropphobel wird verwendet, um möglichst schnell viel Material abzunehmen, z. B. beim Abrichten sägerauer Bretter und Pfosten. Aus diesem Grund hat das einfache Eisen eine stark gerundete Schneide und ist eher schmal, was den Widerstand (und damit den Kraftaufwand) beim Hobeln reduziert. Der Schnittwinkel beträgt rund 45 Grad.
In letzter Zeit haben manche Tischler eine neue Einsatzmöglichkeit für dieses Werkzeug entdeckt: sie nutzen das hohlkehlenartige Schnittbild des gerundeten Eisens zur Erzeugung sehr rustikaler, dekorativer Oberflächen.
Weiss & Sohn erzeugten den Schropphobel im Laufe der Zeit in einigen Varianten mit verschieden breiten Eisen, eine Zeit lang auch mit einem Doppeleisen. Warum beim Schropphobel ein Doppeleisen zum Einsatz kam, ist heute unter Sammlern ein Grund für eifrige Diskussionen und Spekulationen. Die Vermeidung von Ausrissen, wie beim Doppel- oder Putzhobel, dürfte keine Rolle gespielt haben. Aber auch ich kann diese Frage nicht beantworten.
​
Modellbezeichnungen
Vor den ersten Katalogen wurden in gedruckten "Preiscouranten" keine Produktnummern vergeben, es reichte die Bezeichnung der Hobel (siehe diese Preisliste von ca. 1840 bei Wolfgang Jordan). 1861 veröffentlichte Johann Baptist Weiss seinen "Atlas österreichischer Werkzeuge für Holzarbeiter". In diesem Buch wurde jedem Werkzeug eine Nummer zugeordnet. Der normale Schropphobel trug von da an bis zur letzten Preisliste 1989 die Nummer 1.
Für die Varianten dieses Hobels gilt das aber nicht.
Der Schropphobel mit Pockholzsohle hat im "Atlas" und entsprechend auch in den Preislisten bis ca. 1900 die Nummer 222.
Jener mit angeschraubter Eisensohle (ebenfalls bis ca. 1900) die Nummer 213.
​
Ab etwa 1900 ändert sich allgemein die Nummerierung. Von da an werden die Varianten eines Hobels mit entsprechendem Zusatz unter die Nummer des Standardmodells subsumiert.
Aus der Nummer 213 (mit angeschraubter Eisensohle) wird die Nummer 1B (oder "b"), aus 222 (Pockholzsohle) die Nummer 1A (a). Neu hinzu kommt das Modell mit Doppeleisen, das die Nummer 1C erhält.
​
In den 1930er Jahren ändert sich die Nomenklatur erneut, aber nicht für alle Hobel zur gleichen Zeit, die Änderung betrifft zunächst nur den Doppel- bzw. Putzhobel. Die alphabetischen Zusätze zur Standardnummer werden durch Zusätze entsprechend der Abweichung vom Standardmodell ersetzt. Hobel mit Pockholzsohle tragen von nun an den Zusatz "P" (für Pockholz). Aus der Nummer 1A wird dadurch die Nummer 1P (beim Schropphobel aber erst in den 1950er Jahren). Weitere Zusätze betreffen die neu eingeführten Varianten mit Handschoner (H) und Schutzpolitur (S). Diese Zusätze werden je nach vorhandenen Merkmalen kombiniert. "PSH" steht also für einen Hobel mit Pockholzsohle, Schutzpolitur und Handschoner. Erhalten bleibt aber merkwürdigerweise die Bezeichnung 1c für den Schropphobel mit Doppeleisen. Die Modelle mit Eisensohle (1B) verschwinden dagegen vorerst aus den Katalogen.
​
1927 patentieren Weiss & Sohn ein schwingbar gelagertes Keilwiderlager. Daraus resultiert eine neue Modellreihe mit dem Namen "Ideal". Die Nummerierung dieser Hobel folgt dem Muster der "gewöhnlichen" Hobel, vor der Nummer steht jedoch die Bezeichnung "Id" (für Ideal). Die Schropphobel mit neuem Keilwiderlager tragen folglich die Bezeichnung "Id1", "Id1P" (mit Pockholzsohle) usw.
​
Katalogabbildungen Schropphobel Weiss & Sohn
Atlas österreichischer Werkzeuge für Holzarbeiter, Johann B. Weiss, 1861
Atlas österreichischer Werkzeuge für Holzarbeiter, Johann B. Weiss, 1861
Originalfoto, Weiss & Sohn, ca. 1976
Atlas österreichischer Werkzeuge für Holzarbeiter, Johann B. Weiss, 1861
Modellentwicklung anhand der Eisenbreiten
Alle Bankhobel wurden von Anfang an mit verschieden breiten Eisen angeboten, so auch der Schropphobel. Die nachfolgenden Tabellen geben einen Überblick über die Entwicklung der Angebotspalette im Laufe der Zeit. Als Grundlage dafür dienen alle mir zur Verfügung stehenden Kataloge und Preislisten der Firma Weiss & Sohn selbst sowie Kataloge von Vertragshändlern.
​
Die folgenden technischen Zeichnungen sind bearbeitete Scans von Originalzeichnungen der Firma Johann Weiss & Sohn aus den Jahren 1950 bzw. 1951. Die Originale sind leider etwas blass und nicht auf weißem Papier angefertigt, daher ist die Qualität der Scans nicht besonders gut, aber zumindest sind die Maße recht gut lesbar. (PDF-Symbol klicken für gratis Download)
​