2 Schlichthobel
(auch: Glatthobel)
Verwendung
Dieser Hobel ist wahrscheinlich der älteste Hobeltyp. Der Schlichthobel wird zum Glätten oder Ebnen (Schlichten) einer vorher mit dem Schropphobel (oder mit einem Beil oder einem Dechsel) im Groben bearbeiteten Fläche eingesetzt. Der feine Schlichthobel hat ein einfaches Eisen, die Schneide ist geradlinig, nur die Ecken sind etwas abgerundet, weil scharfkantige Ecken Spuren auf der Holzoberfläche hinterlassen würden. War die Schneide des Eisens nur schwach gerundet, sprach man von einem groben Schlichthobel. Der Schnittwinkel beträgt rund 45 Grad, die Länge ca. 220 - 300 mm. Mit einem sehr scharfen Eisen lässt sich mit diesem Werkzeug, günstigen Faserverlauf des Holzes vorausgesetzt, eine einwandfrei glatte Oberfläche erzeugen. Und genau das war mindestens 2000 Jahre lang seine Aufgabe.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Doppeleisen mit Klappe entwickelt. Ein Hobel mit Doppeleisen hinterlässt weniger Ausrisse auf der bearbeiteten Oberfläche, er kann feinere Späne abnehmen als ein Schlichthobel, vor allem auf ästigem oder fladrigen Hölzern ist er diesem deutlich überlegen. Die Handwerker erkannten diese Vorteile sehr schnell, das Doppeleisen verbreitete sich innerhalb weniger Jahrzehnte über ganz Europa und Amerika.
Man könnte meinen, der Schlichthobel hätte damit seine Bedeutung verloren und wäre verschwunden. In England (und auch Amerika) ist das auch weitgehend so geschehen, nicht aber in Kontinentaleuropa. Hier wurde der Schlichthobel weiterhin für alle Aufgaben verwendet, bei denen die Oberflächengüte nicht entscheidend war. Beim Abrichten und Dimensionieren einzelner Bauteile etwa. Denn ein Vorteil blieb dem einfachen Eisen gegenüber einem Doppeleisen: Ein einfaches Eisen ist schneller und einfacher geschärft und wieder richtig eingestellt als ein Doppeleisen. Aus dem Schlichthobel mit Doppeleisen wurde einfach ein neuer Hobeltyp: der Doppelhobel.
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Modellbezeichnungen
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Der Schlichthobel hatte von Anfang an die Nummer 2. Darüber hinaus gilt alles, was über den Schropphobel zu den Katalognummern bereits gesagt wurde, auch für den Schlichthobel.
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Katalogabbildungen Schlichthobel Weiss & Sohn
Modellentwicklung anhand der Eisenbreiten
Grundsätzlich ist das Eisen beim Schlichthobel breiter als beim Schropphobel. Bis ca. 1870 jedoch gab es (zumindest bei Weiss & Sohn) eine Überschneidung: Bei beiden Hobeltypen gab es Modelle mit 33 mm breitem Eisen, die sich nur durch den Anschliff des Eisens unterschieden.
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Die folgende technische Zeichnung ist ein bearbeiteter Scan einer Originalzeichnung der Firma Johann Weiss & Sohn aus dem Jahr 1949. Das Original ist leider etwas blass und nicht auf weißem Papier angefertigt, daher ist die Qualität des Scans nicht besonders gut, aber zumindest sind die Maße recht gut lesbar. (PDF-Symbol klicken für gratis Download)
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