Daniel Ammon (1814-1871)
Erstmals erwähnt wird Daniel Ammon 1842 in einer Serie von Werbeanzeigen in der Wiener Zeitung. Dort empfiehlt er sich als Tischler-Werkzeug-Fabrikant. Seine Produktpalette ist schon recht umfangreich und beeinhaltet Hobelbänke, Schraubzwingen sowie alle Arten Hobel. Seine Fabrik befindet sich in der Mariahilfer Hauptstraße Nr. 213.
1843 übersiedelt Ammon in die Kaiserstraße Nr. 4, und zwar "zu Georgi", also am 23. April. In der betreffenden Zeitungsanzeige wird auch erwähnt, dass seine Fabrik schon mehrere Jahre besteht. Das wirft die Frage auf, wie viele Jahre damit gemeint sind.
Schon 1838 besteht an der Adresse Mariahilfer Hauptstraße Nr. 213 bereits eine Fabrik für Tischlerwerkzeug, sie gehört aber nicht Daniel Ammon, sondern einem Tischler namens Johann Walz. Das geht aus einem Eintrag in einem Adressbuch dieses Jahres hervor. Ammon kann also frühestens 1838, eher 1839 diese Fabrik übernommen haben. Walz wird bereits 1834 als Werkzeugmacher und 1835 dann als Hersteller von Tischler- und Drechslerwerkzeug erwähnt, allerdings unter jeweils anderen Adressen. Man kann nur spekulieren, ob Ammon bei Walz gelernt und dann den Betrieb übernommen oder nach dessen Tod oder einer Insolvenz gekauft hat.
Jedenfalls vergrößert er sein Geschäft in den folgenden Jahren sukzessive und erweitert es um andere Geschäftsfelder; er beschränkt sich nicht nur auf Werkzeuge für Tischler und Drechsler, Ammon erzeugt auch Werkzeuge für Wagner, Binder und Buchbinder aus Holz, Stahl und Eisen, seine Hobeleisen sind wie bei Wertheim und Weiss & Sohn mit Gussstahl belegt. Ober diese Eisen selbst herstellt oder zukauft, geht aus den Anzeigen nicht hervor.
Außerdem handelt er mit Holz bzw. Furnieren. Welche Ausdehnung sein Geschäft erreichte, kann man auch an den "Niederlagen" (heute sagt man Filialen) ablesen, in denen seine Werkzeuge zu kaufen waren. Er hatte ein eigenes Verkaufslokal in Wien Landstraße 140 und zusätzlich Kommissionslager bei einigen Händlern in Wien (siehe untenstehende Adressbucheinträge).
Insgesamt kann man also sagen, dass er, zumindest in der ersten Hälfte der 1840er Jahe, ein ernsthafter Konkurrent für Wertheim und Weiss & Sohn war. Allerdings nahm er anscheinend, im Unterschied zu den beiden anderen, an keinen Gewerbeausstellungen teil und beschränkte seine Geschäfte nur auf Wien.
Unterstrichen wird dieses Konkurrenzverhältnis durch einen Vergleich der Werbeanzeigen von Ammon und Weiss in der Wiener Zeitung des Jahres 1842. Zwischen März und Dezember schaltete Daniel Ammon insgesamt 19, Johann Weiss (damals noch nicht Weiss & Sohn) im selben Zeitraum "nur" 16 Anzeigen. Man kann also durchaus sagen, die beiden Hersteller konkurrierten (zumindest im Jahr 1842) auf Augenhöhe.
Im Laufe der 1850er Jahre jedoch entwickelten sich Weiss und Wertheim zu großen Industriebetrieben, ein Sprung, der Daniel Ammon nicht gelang.
Zu Ammons persönlicher Geschichte muss noch erwähnt werden, dass sein Sohn Gustav 1849 im ersten Lebensjahr "an der Auszehrung" (wahrscheinlich Tuberkulose) verstarb.
1861 ist Daniel Ammon Mitglied des provisorischen Komitees zur Gründung einer Ortsgruppe der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung in Gumpendorf. Hintergrund ist das im selben Jahr von Kaiser Franz Joseph erlassene "Protestantenpatent", das der evangelischen Kirche erstmals in der Monarchie eine relativ weitgehende rechtliche Gleichstellung mit der katholischen gewährte. Unter anderem wird Protestanten auch die Gründung eigener Vereine erlaubt, der erste eben in Gumpendorf.
Am 26. Oktober 1861 erfolgt die Eintragung der Firma Daniel Ammon ins Handelsregister (die sogenannte "Protokollierung"). Nur eine Woche später, am 2. November 1861, wird über Daniel Ammon "wegen Einstellung der Zahlungen" ein Ausgleichsverfahren eingeleitet.
Zwischen diesen Ereignissen dürfte aber kein direkter Zusammenhang bestehen, denn mit der Einführung einer neuen Gewerbeordnung 1860 wurde die Eintragung ins Handelsregister für Firmen mit einfacher (förmlicher) Fabriksbefugnis verpflichtend.
1863 erscheint der letzte Eintrag der Firma in einem Adressbuch.
Ein Jahr darauf, am 1. Dezember 1864, wird das Ausgleichsverfahren von 1861 eingestellt und gleichzeitig der Konkurs über Daniel Ammon eröffnet.
Das bedeutet das Ende der Firma im Jahr 1865.
Sein eigenes Ende wählt Daniel Ammon zehn Jahre später selbst: Er erhängt sich am 24. November 1875.
Dieser Nuthobel von Daniel Ammon befindet sich im Besitz meines Sammlerkollegen Anton Vierthaler, der ihn aus den USA (!) nach Wien zurückgeholt hat. Das auffälligste Merkmal dieses Hobels ist eine Metalleinlage an der Rückseite des Hobeleisenbettes, die ich sonst von keinem anderen Nuthobel kenne. Das Eisen ist nicht original, es ist ein englisches Ersatzeisen.
Bei diesem Nuthobel aus meiner Sammlung bin ich nicht sicher, ob er tatsächlich von Daniel Ammon stammt. Er trägt keinen diesbezüglichen Herstellerstempel. Der Hauptgrund für meine Annahme, dass es sich hier um einen Ammon-Hobel handeln könnte, ist die Metalleinlage im Hobeleisenbett, die ich eben nur vom obigen Hobel von Daniel Ammon kenne. Ansonsten sind durchaus einige Unterschiede zu erkennen, allen voran die Flügelmuttern an der Seite. Insgesamt wirkt er älter, er könnte Anfang der 1840er Jahre gebaut worden sein. Das Eisen hat leider keine erkennbare Herstellermarke.