Johann Jiroschek
(1810 - 1891)
(Jirauschek)
Johann Jiroschek stellte Tischler-, Drechsler- und Binderwerkzeuge in Wien Gumpendorf her.
Der erste Adressbucheintrag seines Unternehmens stammt aus dem Jahr 1846 mit der Adresse Gumpendorfer Hauptstrasse 398 als Johann Jirauschek (Anm.: die Schreibweise seines Namens wechselte im Laufe der Zeit).
Das Sortiment wurde über die Jahre um Werkzeuge für Wagner, Zimmerleute und Buchbinder erweitert, ab Mitte der 1880er Jahre firmiert Jiroschek als Werkzeugfabrik. Die Erteilung einer Fabriksbefugnis ist aber nicht dokumentiert.
Mitte der 1860er Jahre wird die Adresse durch eine Neuordnung der Hausnummern in Gumpendorferstraße 68 geändert.
1871 stirbt Jiroscheks Sohn Johann im Alter von 28 Jahren an Tuberkulose. Der Todesanzeige ist zu entnehmen, dass auch er Tischler war.
Im Juni 1886 kaufen Karl und Gustav Jiroschek ein Haus in der Dominikanergasse 9 (ebenfalls in Gumpendorf), die Werkstatt wird anschließend dorthin verlegt. Danach findet man auch alle drei, Johann, Gustav und Karl Jiroschek, als Werkzeugtischler an der selben Adresse in Adolph Lehmanns Adressbuch von Wien.
1888 wird Gustav Jiroschek als Hausbesitzer in einer vom Landesgericht Wien veröffentlichten Liste der Ersatzgeschworenen für den Monat November selben Jahres erwähnt.
Bis hier hin nahm ich an, dass Karl und Gustav Johann Jiroscheks Söhne waren.
Aber Gustav stirbt im Jänner 1891 im Alter von nur 33 Jahren an Tuberkulose. In den Todesanzeigen wird er einmal als Hausbesitzersohn und einmal als Tischlergehilfe bezeichnet, was mich anfangs vermuten ließ, es könnte sich um Gustavs gleichnamigen Sohn handeln. Allerdings fehlt der Name Gustav in den Adressbucheinträgen nach 1891 gänzlich, also schließe ich daraus (und aus dem Alter Gustavs), dass es nur eine Person dieses Namens gab, und zwar den Sohn Karl Jiroscheks.
Johann Jiroschek stirbt am 3. August 1891 im Alter von 81 Jahren an Altersschwäche.
Karl Jiroschek führt den Betrieb nun allein weiter, ab 1893 ändert sich die Schreibweise seines Namens wieder auf "Jirauschek".
Im Jahr 1910 sucht er um eine Baubewilligung für einen Umbau in der Dominikanergasse an.
Der letzte Adressbucheintrag als Werkzeugtischler stammt aus dem Jahr 1914. Ich gehe davon aus, dass Karl Jirauschek den Betrieb entweder 1914 oder im Laufe des Weltkriegs stillgelegt hat.
Nach dem Krieg gibt es dann noch zwei Adressbucheinträge aus den Jahren 1917 und 1919, allerdings nur mehr als Privatperson.
Diese Rauhbank von Johann Jiroschek weist zwei interessante Details auf. Als erstes sticht der sehr elegante Handgriff ins Auge, der sich doch deutlich von den Griffen anderer Hersteller unterscheidet. Noch ungewöhnlicher ist die eigenhändige Signatur Johann Jiroscheks am Hobeleisenbett, die einiges über den Handwerkerstolz des Meisters erzählt. Leider hat ein Vorbesitzer die Nut für für die Klappenschraube des Doppeleisens nachgearbeitet und damit die Signatur teilweise zerstört.
Das Alter lässt sich nicht bestimmen, dazu sind einfach zu wenige Hobel von Jiroschek erhalten geblieben. An den feinen Details erkennt man das hohe handwerkliche Niveau von Johann Jiroschek.
(aus der Sammlung Anton Vierthaler)
Ein Jiroschek Simshobel aus meiner eigenen Sammlung. Das Eisen ist von D. Flir. Wenn es noch das Originaleisen ist, wurde er nach 1884 gebaut. Auch dieser schlichte Hobel zeigt in den Details feine Handwerkskunst.